Oh du schönes Tuningmobil. Nicht nur im Privaten findet die Aufwertung des Automobils regen Anklang, gewerbliche Fahrzeugveredler finden sich ebenfalls am Markt. Zudem üben sich auch weiterhin viele Hersteller darin, aus eigener Hand sportivere Versionen ihrer Klassenbesten erfolgreich zu vertreiben. Bei Volkswagen spricht man hier von der R GmbH, Mercedes führt dafür die Tochter bzw. mittlerweile integrierte Marke Mercedes-AMG – und auch die Rüsselsheimer sind mit ihren Opel OPC-Modellen (sprich: Opel Performance Center) vertreten. Wir haben die Geschichte hinter den serienmäßig getunten Opel Modellen mal etwas genauer betrachtet.
Am Anfang war der Kadett GTE
Es ist nicht nur eine gefühlte Ewigkeit her, die Zeiten des Opel Kadett D GTE liegen in der Tat weit zurück. Genauer gesagt: Über 30 Jahre. Als erster sportlicher Rutsch galt damals die GTE-Version des Kadett, der ab 1983 mit einem 115 PS starken Einspritzmotor gebaut wurde. Neben sichtbaren Schwellern, Frontspoiler und Recaro-Sitzen brachte der GTE eine weitere Besonderheit mit sich: Der Tacho ging in seiner Skala bis Tempo 220, einmalig in der D-Generation des Kompakten. Mittlerweile ist es jedoch ruhig um die GTEs dieser Zeit geworden, die Rostanfälligkeit der D-Baureihe zollt ihren Tribut und auch ein reger Tuningtrend hat viele der Exemplare nicht unbedingt mit Nachhaltigkeit versehen. Mittlerweile soll es laut Kraftfahrtbundesamt nur noch deutlich weniger als 100 Fahrzeuge des Kadett GTE auf unseren Straßen geben.
Was bedeutet GTE?
Während den Meisten der Opel Kadett GTE oder GT/E ein Begriff ist, wissen die Wenigsten, was es mit der Abkürzung GT/E wirklich auf sich hat. GT bedeutet im Zusammenhang mit Automobilen soviel wie „Gran Touring„. Damit sind sportliche und komfortable Fahrzeuge gemeint, die über eine gute Motorisierung verfügen und für Langstreckenrennen geeignet sind.
Dann kam der Kadett GSi
Doch die damalige Erfolgsgeschichte sollte keineswegs abreißen. In der Nachfolgegeneration des Kadett E brachte man – anknüpfend an den GTE – eine Variante mit dem Kürzel GSi auf den Markt. Auch sie sollte ein Vorbote für die spätere Opel OPC-Linie werden und ging im Jahr 1984 als 1.8 GSi mit 116 Pferden in die Fertigung. Zunächst wurde die Version noch ohne Katalysator produziert, ab Herbst 1986 folgte aber bereits ein 2.0 GSi-Motor mit geregeltem Kat. Die jüngeren Fahrzeugliebhaber durften sich folglich bis 1993 am modernisierten GSi-Kadett erfreuen, ab 1988 gab es zudem auch eine „aufgebohrte“ 16V-Version des Motors mit stolzen 150 PS. Wer sich bis zum Ende in Geduld übte, konnte den GSi ab 1990 neben der Schrägheck-Bauweise auch als Cabriolet erwerben.
Überzeugen konnte der GSi durch Gasdruckstoßdämpfer, etwa 15 Millimeter kürzere Federn sowie einen Ölkühler für hitzige Ausfahrten. Zudem bekam er auf Wunsch auch ABS und eine Servolenkung mit verbaut. Luxuriös muteten damals schon elektrische Fensterheber sowie beheiz- und elektrisch verstellbare Außenspiegel an, für Trackbesuche war ebenfalls bereits eine Stoppuhr mit an Board des Kadett GSi. Zudem sorgte Opel mit dem Schrägheck weltweit für aerodynamische Furore: Dank der Heckmodifikation mit Spoiler und versetztem Heckwischer, konnte man im GSi den cW-Wert auf 0,30 korrigieren, was es zu der Zeit in der Wagenklasse kein zweites Mal gab. Auch als normaler Kadett konnte man mit 0,32 bereits windschnittiger als ein Golf 2 GTI (cW-Wert: 0,37) unterwegs sein. Von den Kat-Versionen des 116 PS starken GSi sind derzeit noch geschätzt knapp 400 Exemplare in Deutschland gemeldet.
Fortsetzung im Opel Astra F GSi
Und auch in den 90ern wollte man bei Opel und der GSi-Schiene weitere Erfolge feiern. Aus dem Kadett wurde schließlich ab 1991 der Astra, wenngleich in einer Übergangszeit beide Modelle produziert wurden. Anknüpfend an den Kadett GSi wurde ab 1993 neben dem 2.0-Liter-Klassiker auch eine 125 PS starke 16V-Version des 1.8-Liter-Motors im Astra F angeboten. Zudem gab es mit dem 2.0-GSi-16V auch weiterhin eine Variante mit 150 Pferden unter der Haube. Die F-Generation wurde bis zum Jahr 2000 gebaut, doch bereits 1999 wurde mit der schon angelaufenen Astra G-Generation die Grand Sport Injection (GSi) vom neuen Kürzel abgelöst. Opel OPC war geboren.
Bei der ersten Version eines Astra OPC hielt man sich mit optischen Veränderungen noch zurück, die Motorleistung wurde mit 160 PS aber nochmals nach oben korrigiert. Änderungen an den Nockenwellen, ein Fächerkrümmer sowie modifizierte Software sollten hier den weiteren Erfolg begründen. Optisch machten sich indes ein neues Leitwerk mit einer Frontspoilerlippe, neuem Endschalldämpfer sowie 17-Zoll-BBS-Felgen und Opel OPC-Außenspiegeln bemerkbar. Für die Absenkung des Schwerpunktes durfte auch das Fahrwerk um 20 Millimeter dem Asphalt näher kommen. In dieser Version kam man bereits in nur 8,2 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100, die Vmax lag bei 220 Km/h.
Wer etwas Geduld hatte, wurde ab 2002 auch mit einer zweiten Astra OPC-Version belohnt, die mit 192 bzw. 200 PS (Touring- bzw. Sport-Ausführung) nochmals stärker ausfiel. Damit gelang der Kavalierstart schon in 7,3 bzw. in 7,1 Sekunden, der Topspeed reicht bis Tempo 240.
Was bedeutet GSi?
Ähnlich wie Fahrzeuge die unter die obige Abkürzung „GTE“ fallen, handelt es sich auch bei GSi Fahrzeugen um sportliche und komfortable Autos. Allerdings bedeutet die Abkürzung GSi soviel wie „Grand Sports Injection„, und hebt sich neben einer stärkeren Motorisierung, zudem durch eine Benzineinspritzung (injection) vom GTE ab.
Erfolgsgeschichten des Tunings: Opel OPC
Und auch im weiteren Umgang mit dem sportiven Opel OPC-Kürzel ließen sich die Bochumer bzw. Rüsselsheimer nicht vom Erfolg abbringen. Mit dem Astra H wurde ab August 2005 eine High-End-Version des 2.0 Turbo mit 240 PS und 320 Nm aufgelegt. Diese war im Gegensatz zur Turbo-Basis (170 und 200 PS) jedoch nur als Coupé-ähnliche GTC-Bauweise erhältlich. Dafür aber schon in 6,4 Sekunden auf Tempo 100 und bis zu 244 Km/h schnell. Als Sondereditionen kamen 2008 die Astra OPC Nürburgring Edition (als Andenken an die Rekordzeit von 8:35 Minuten mit nur 835 Exemplaren) sowie 2009 der Astra OPC Race Camp auf den Markt. Im Jahr 2010 endete die OPC-Linie dieser Generation. Diese wurde ab 2012 in der J-Generation mit 280 PS sowie 400 Nm Drehmoment fortgesetzt.
Was bedeutet OPC?
Die Abkürzung „OPC“ steht für „Opel Performance Center„, und beschreibt dabei eine Tochtergesellschaft von Opel, die für dessen Werks-Tuning zuständig ist. Ihre Aufgabe ist dabei, Rennsportfahrzeuge zu bauen, oder bestehende Serienmodelle entsprechend umzubauen. Wie oben bereits beschrieben, findet sich dieses hauseigene Tuning von Opel nicht nur in speziell angefertigten Rennfahrzeugen, sondern ebenfalls in Mittelklassewagen, die mit gesteigerten Leistungswerten punkten können.
Doch auch weitere Modelle dürfen sich über die hauseigene Sportwagen-Performance von Opel freuen. Der Opel Corsa OPC ist in einer erst kürzlich erschienenen Neuauflage ein wahrer Giftzwerg. Dieser bringt 207 PS, 18-Zoll-Felgen und eine Differenzialsperre für die Vorderachse mit sich. Mit einem Maximaldrehmoment von bis zu 280 Nm dank Overboost kommt er in 6,8 Sekunden auf 100 Km/h. Zudem rennt er auf Wunsch bis zu Tempo 230. Dabei muss er sich mit der Konkurrenz aus Frankreich und Wolfsburg messen lassen. Der Renault Clio R.S. kommt ebenfalls mit 200 PS daher, der VW Polo GTI ist mit 192 Pferden aber mehr Drehmoment ebenfalls ebenbürtig.
Gelifteter Opel Insignia OPC
Wer es gern etwas größer mag, bekommt auch einen gelifteten Opel Insignia OPC in seine Garage gestellt: Allrad serienmäßig, jedoch treibt den Rüsselsheimer ein ziemlich durstiger V6-Turbo mit 325 PS und 435 Nm an. Mit einem Sechsgang-Handschalter werden in der Limousine in sechs Sekunden Tempo 100 erreicht, der Kombi a.k.a. Sports Tourer benötigt 0,3 Zähler mehr. Messen kann er sich beispielsweise mit dem Audi S4, der seine 333 PS aus einem V6-Kompressorsystem kitzelt.
Rarer und extremer gibt sich dagegen nochmals die Studie Opel Astra OPC Extreme. Auf dem Genfer Autosalon 2014 wurde sie als Rennsportmobil mit über 300 PS aus einem Vierzylinder-Turbo vorgestellt.
Nebst exotischem Design machte hier vor allem der konsequente Leichtbau von sich reden. Dieser wird nicht zuletzt durch das Voll-Alu-Triebwerk begründet. Ferner sparte man hier durch Leightweight-Räder sowie eine leichtere Motorhaube und ein leichteres Dach aus Carbon wesentliche Kilos.
Fotos: Opel / flickr.com / piqs.de
Datum der Erstveröffentlichung: 15.04.2015