Wir nehmen mit Freude wahr, dass die Zahl der veranstalteten Tuningevents kontinuierlich zuzunehmen scheint. Gleichzeitig beobachten wir einen gewissen Wandel bei der „Eventkultur“. In diesem Artikel widmen wir uns der Entwicklung vom klassischen Tuningtreffen hin zu den heute gängigen Formen der Zusammenkunft unter Tuningenthusiasten.
Geht es nur uns so oder ist der Eventkalender in Sachen Tuning dieses Jahr absolut überfüllt? Regional, überregional, international… es scheint jedes Wochenende etwas geboten zu sein. Nicht nur irgendetwas, man hat sogar oft die Qual der Wahl. Manche Wochenenden in diesem Sommer warten mit bis zu 4 Topevents auf. Schraubt man seine Ansprüche etwas herunter, wird die Zahl oft schnell zweistellig. Dieser Umstand kann einem als Szenegänger ja eigentlich nur erfreuen.
„Früher war alles besser!“?
Mag dieser Satz oft den Fakten entsprechen so ist er was die reine Masse an Veranstaltungen angeht doch nicht zutreffend. Natürlich war früher alles anders. Aber besser? Die klassische Treffenkultur hat sich weiterentwickelt. Natürlich gibt es auch heute noch traditionelle, eher regional begrenzte Veranstaltungen, die auf klassischem Wege beworben werden und auf denen alles noch so ist wie in der guten alten Zeit. Die breite Masse der Tuningevents stellt sich im 21sten Jahrhundert jedoch anders dar. Das Wort „Treffen“ fällt vergleichsweise selten. Bezeichnungen wie Meeting, Event, Show, Fest oder selbst kreierte Eigennamen verleihen einer Veranstaltung schon einen gewissen Coolnessfaktor, wenn man nur den Namen hört. Klassische „VW-Treffen“ sind vom Aussterben bedroht, obwohl die VAG-Fraktion in der Tuningszene weiterhin deutlich in der Überzahl ist. Die meisten Events sind heutzutage markenoffen.
Eventkultur 2.0
Im digitalen Zeitalter geht ohne die sozialen Netzwerke nichts mehr. Um das Kind beim Namen zu nennen: Ohne Facebook geht nichts mehr. Man kann die blaue Datenkrake lieben oder hassen aber ihren Einfluss auf die gesamte Tuningszene kann man nicht von der Hand weisen. Die Omnipräsenz von Herrn Zuckerberg hat sich nicht nur auf Foren und Portale ausgewirkt. Auch in Sachen Tuningevents geht nichts mehr ohne Facebook.
Wenn man einen cooles Konzept und einen guten Grafiker am Start hat, kann man dank dem World Wide Web als Organisationsneuling von 0 auf 100 durchstarten. Leider konnte man in manchen Fällen auch schon beobachten, dass sich auf bei Facebook hinterlegten Eventseiten eine unkontrollierbare Eigendynamik entwickelt und die Veranstalter schnell an ihre organisatorischen Grenzen stoßen. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn Fahrzeughalter zur öffentlichen Bewerbung auf der Facebookpage aufgefordert werden.
Es gibt es immer mehr Events, die quasi nur auf Facebook existieren und auf eine eigene Website und ähnliches komplett verzichten. Leider handelt es sich dabei oft um Eintagsfliegen, von denen man im Folgejahr nichts mehr hört. Allerdings ist in der heutigen Zeit garantiert, dass 3 neue Events an die Stelle dieser „One Hit Wonder“ treten.
Du kommst hier nicht rein
In Belgien ist es seit Jahren Tradition, dass halb fertigen oder demolierten (oder in manchen Fällen auch geschmacklosen) Fahrzeugen die Zufahrt zu vielen Veranstaltungen verwehrt bleibt. Dies ist bei unseren Nachbarn normal und wird im Vorfeld auch immer entsprechend kommuniziert. Bei uns würde ein solches „Aussortieren“ mit Sicherheit für einen Shitstorm sorgen. Allerdings scheint es immer mehr Events zu geben, bei denen es keine „Spontanteilnehmer“ gibt. Stattdessen werden die teilnehmenden Fahrzeuge im Vorfeld aus einem Heer von Bewerbern ausgewählt. Den Veranstaltern geht es dabei meist um den Leitsatz „Klasse statt Masse“. Deshalb sind bei „Bewerbung only“-Events im Normalfall auch nicht 1.000 oder mehr Fahrzeuge zu sehen. Die XS-CarNight ist hierbei als absolute Ausnahmeerscheinung zu nennen.
BBQ, Urlaub und Pokale
Ein weiteres Phänomen, das wir seit ein paar Jahren beobachten, ist der Trend hin zu lockeren BBQ-Veranstaltungen. Auch, wenn es mit Sicherheit schon immer „Grillabende“ unter Tuningfans gab, hat nicht zuletzt die Felgenoutlet-Crew das „Tuning-BBQ“ mit Sicherheit salonfähig gemacht. Bei BBQs handelt es sich fast immer um „Invitation only“-Events, die in verschiedenen Formen stattfinden. Manche Veranstalter laden am Vortag ihres Events die VIPs an den Grill ein. Firmen laden Kunden ein, Facebookseiten laden die Besitzer cooler Autos ein. Gemeinsam haben diese Veranstaltungen vor allem eines: Die chillige Atmosphäre. Pokale sind hier weit weg.
Dies ist allerdings nicht nur bei den BBQs so. Immer mehr Events sehen keine Fahrzeugbewertung mehr vor. Die Kluft zwischen den Pokalverfechtern und den Tuningenthusiasten, die keinen Wert auf Trophäen legen, scheint größer zu werden. Außerdem beobachten wir seit einiger Zeit einen Trend bei den Heimreisegewohnheiten von Eventteilnehmern. Oft sind bei der Pokalvergabe nur noch die Hälfte aller Teilnehmer anwesend. Woran dies genau liegt, ist schwer zu sagen. Dennoch zeugt dieses Verhalten von einer gewissen „Pokalmüdigkeit“ mancher. Denn es sind nicht nur die „Chancenlosen“, die früher die Heimreise antreten. Show & Shine Turniere mit internationalem Starterfeld erfreuen sich zur gleichen Zeit ungebrochener Beliebtheit bei Showcarbesitzern. Je härter der Wettkampf, desto größer die Motivation bei den Teilnehmern. Klassisches „Pokalsammeln“ verliert jedoch offenbar an Wertigkeit.
Immer mehr Events ziehen ihre Teilnehmer mit ganz anderen Reizen in ihren Bann. Events, mit denen sich ein Urlaub vereinbaren lässt, bauen eine immer weiter wachsende Kultgefolgschaft auf. Man nehme nur mal den Wörthersee als Beispiel. Das Hauptevent scheint trotz aller Reanimierungsversuche ein hoffnungsloser Fall zu sein währen die Wochen davor die Szene am See pulsiert. Und das ohne jeden offiziellen Rahmen. Außerdem ist auch die Reisebereitschaft hoch wie nie zuvor. Sogar Events wie Raceism in Polen, für die manche weit über 1000 Kilometer zurücklegen müssen, stehen bei vielen auf dem Eventkalender. Landesgrenzen scheinen in der Tuningszene nicht mehr zu existieren.
Fazit
Wer nicht in der Vergangenheit hängt, kann mit der momentan herrschenden Eventkultur eigentlich nur zufrieden sein. Obwohl: Eigentlich sollte ausnahmslos JEDER zufrieden sein. Für jeden ist nämlich in Hülle und Fülle etwas geboten. Kein Wochenende ohne Event, Meeting, Show, BBQ oder auch klasssiches Treffen. Und nun ob jemand Megastancer oder DB-Contest-Fanatiker ist: Sein Kalender wird nicht leer sein. Und das ist doch auf jeden Fall ein Grund zum Feiern, oder?
Wir sind auf jeden Fall gespannt auf euer Feedback zum Thema!
Wie seht ihr die Eventkultur im Jahre 2015?
Egal ob E-Mail, Facebookkommentar oder persönlich auf einem Event: Wir freuen uns über Feedback aller Art!