Den Begriff „Keramikbremse“ hört man meist in Zusammenhang mit PS starken Performance-Boliden. Doch auch viele Tuner spendieren ihren Fahrzeugen ein solches Bremsenupgrade, selbst wenn dieser Umbau meist eher optische Hintergründe hat. Wir klären darüber auf, was es mit der Keramikbremse auf sich hat.
Der Name selbst leitet sich vom verwendeten Werkstoff ab, welcher bei der Herstellung von Bremsscheiben und –belägen zum Einsatz kommt. Mit der klassischen Keramik wie man sie vom Geschirr kennt, hat das High-Tech-Material, das bei Keramikbremsen zum Einsatz kommt, allerdings weniger zu tun. Die Basis zur Herstellung der Bremsen ist ein spezieller keramischer Siliciumcarbid-Verbundwerkstoff, wie er auch in der Raumfahrt zum Einsatz kommt. So sind etwa die Hitzeleitkacheln des Spaceshuttles aus ebendieser Keramik gefertigt.
Vorteile von Keramikbremsen
Die Gründe für den Einbau einer Keramikbremse sind vielfältig. In Extremsituationen bieten die speziellen Bremsanlagen einen stabileren Reibwert. Dem sogenannten Fading, also dem Nachlassen der Bremswirkung bei starken Belastungen, soll so entgegengewirkt werden. Außerdem ist besonders im Motorsport das geringere Eigengewicht der Keramikbremsen nicht zu vernachlässigen. Für eine Nutzung im Alltag spricht vor allem die materialbedingte höhere Lebensdauer der Bremsen. Bis zu 300.000km halten die Komponenten – oftmals länger als der Rest des Wagens.
Nachteile von Keramikbremsen
Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten. Zum einen stehen da die enormen Kosten einer Keramikbremsanlage. Kosten im oberen vierstelligen Bereich sind keine Seltenheit. Auch die schlechteren Wärmeleitfähigkeiten des Verbundmaterials können negative Folgen haben: Sind die umliegenden Komponenten nicht entsprechend wärmeisoliert, kann die hohe Eigentemperatur der Scheiben Schäden verursachen. Zuletzt ist noch die schlechtere Bremswirkung bei Nässe erwähnenswert. Durch einen feinen Wasserfilm kommt es für den Fahrer zu merklichen Verzögerungen bis zum Einsetzen der Stoppwirkung.
Fotos: Wikipedia.com, Fotopedia.com
Über Sinn und Zweck einer Keramikbremse
Alles in allem kann man die Keramikbremse nicht klar einer positiven oder negativen Seite zuordnen, da ihre Vorteile als auch Nachteile recht ausgeglichen sind.
Einer der größten Vorteile der Keramikbremse ist die Haltbarkeit. Keramikbremsen können problemlos bis zu 300 000 km und mehr verwendet werden. Zudem ist der Reifenabrieb deutlich geringer, als bei herkömmlichen Bremsscheiben, was einem lästige Putzarbeit ersparen kann. Ein weiterer großer Vorteil dieses Bauteils ist die enorme Hitzeresistenz. Dieser Vorteil ist gleichzeitig aber auch ein großer Nachteil in puncto Kosten. Dadurch, dass die Keramikbremsen kaum Hitze aufnehmen, heizten sich die umgebenen Komponenten der Bremsanlage umso mehr auf. Dies führt dazu, dass die anderen Bauteile, in der Nähe der Keramikbremse speziell isoliert werden müssen, da bei Bremsvorgängen Temperaturen von bis zu 1600 Grad Celsius erreicht werden können.
Dies führt zu dem nächsten Punkt, der ebenfalls mit den Kosten zu tun hat: Die Anschaffungskosten. Eine Keramikbremsscheibe liegt vom Anschaffungspreis im oberen vierstelligen Bereich, hinzu kommen die, wie oben beschriebenen, zusätzlichen Kosten für die Isolation der naheliegenden Bauteile. Damit ist die Keramikbreme definitiv nichts für den kleinen Mann und ebenfalls für einen normalen Mittelklassewagen schlichtweg nicht rentabel.
Ein weiterer erwähnenswerter Punkt, ist die spürbar nachlassende Bremsleistung bei Nässe. Bei Nässe kann sich ein Wasserfilm auf die Bremsscheibe legen, was zur Folge hat, dass die Bremsleistung spürbar nachlässt.
Abschließend kann man sagen, dass Keramikbremsen eher für die Oberklasse sinnvoll sind und diese, wegen der oben angesprochenen verminderten Bremsleistung bei Nässe, eher für Sommerautos in Frage kommen. Allerdings sind sie für Normalverdiener und für Mittelklassewagen, wegen des hohen Preises, schlichtweg nicht rentabel.
Datum der Erstveröffentlichung: 16.09.2014