Es gibt wohl keinen Motorsportfan, dem das Goodwood Festival of Speed nicht ein Begriff ist. Die größte Motorsportveranstaltung ihrer Art zieht die Fans seit Jahrzehnten in ihren Bann. Unser Redakteur Ben Planz hat das legendäre Event im Rahmen eines Videodrehs hautnah erlebt und seine Eindrücke für euch zusammengefasst.
Goodwood. Kennt man. Selbst, wenn man wie ich weniger dem Motorsport und eher dem Fahrzeugtuning ergeben ist. Schließlich finden in Goodwood auch Events wie die Players Classic statt. Aber mir war auch schon länger bekannt, dass das Goodwood Festival of Speed eine legendäre Motorsportveranstaltung ist. Und riesig dazu. Viel mehr wusste ich nicht.
Das sollte sich nun ändern, als sich gleich mehrere SONAX-Partner auf dem Gelände des Goodwood House die Ehre gaben. Ikone Ken Block, Star-Drifter Steve „Baggsy“ Biagioni und Freeride-Mountainbiker Sam Reynolds demonstrierten in Goodwood ihr Können. Grund genug für SONAX, vor Ort ein Video zu drehen. Dieser Umstand brachte mich nun zum ersten Mal in den Genuss der Veranstaltung. Auch, wenn der Fokus meiner Arbeit ganz klar auf den SONAX-Partnern lag, zog mich das Goodwood Festival of Speed schnell in seinen Bann….
Die Ursprünge des Goodwood Festival of Speed
In Goodwood fällt einem schnell auf: Das ist nicht nur eine klassische Rennstrecke. Das Gelände wirkt eher wie ein Golfplatz mit Parkanlage, Rennstrecke und Hillclimb-Teststrecke. Seinen Ursprung hat der Goodwood Circuit in den 1930er Jahren als „Ausweichlandeplatz mit Ringstraße“ für den Flugplatz der Royal Air Force in Tangmere. Schon damals soll es zu den ersten privaten Rennen zwischen Angehörigen der Luftwaffe gekommen sein. Nach dem Krieg wurde vielerorts über die Weiterverwendung solcher Anlagen diskutiert. Und ähnlich wie in Silverstone wurde auch aus Goodwood eine Rennstrecke.
Das Jahr 1948 markierte den Auftakt einer langen Reihe von auf dem Goodwood Circuit ausgetragenen Motorsportveranstaltungen. Doch nachdem die erreichten Geschwindigkeiten immer höher wurden, genügte die Strecke schließlich irgendwann nicht mehr den Sicherheitsstandards und der Rennbetrieb wurde 1966 eingestellt. Das Goodwood Festival of Speed findet seit 1993 nicht etwa auf der Rundstrecke, sondern auf einer nahe gelegenen Rallyestrecke im Wald sowie der Bergstrecke statt, direkt vor dem Goodwood House vorbeiführt.
Dieses Herrenhaus aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert ist traditioneller Sitz des jeweiligen Duke of Richmond. Der Enkel des Circuit-Errichters ist Charles Gordon-Lennox, der amtierende und 11. Duke of Richmond. Seines Zeichens nicht nur Besitzer des Anwesens, sondern auch Motorsport-Fanatiker und Veranstalter des Goodwood Festival of Speed und des Goodwood Revival.
Ein Motorsportevent der Superlative
Auch, wenn jeder weiß, dass das Goodwood FOS groß ist: Erst vor Ort wird einem klar, dass diese Beschreibung nicht ausreicht. Die Veranstaltung ist RIESIG und selbst nach Tagen entdeckt man noch neue Flächen. Eine kleine Parkanlage mit „Allerweltsautos“ wie Porsche GT3, Audi RS6 und Co. zum Beispiel. Oder eine Händlermeile. Oder, oder, oder. Nach einigen Tagen in Goodwood erscheint einem selbst ein Pagani als „normal“. Schließlich stehen da vier oder fünf nebeneinander auf der Wiese.
Legendäre Klassiker, Supersportler aus Einzelanfertigung, Formel-1-Boliden, Rallyeautos, NASCAR-Fahrzeuge… es gibt NICHTS, was in Goodwood nicht den Berg hinauf gejagt wird. Wobei weder Steigung noch Wettbewerb mit „normalen“ Bergrennen vergleichbar sind. Das Festival of Speed ist eher als Hommage zu verstehen. Ein größeres „Schloß Dyck“ mit Rennstrecke und Tribünen. Klar, dieser Vergleich hinkt ein wenig. Aber wie soll man eine Motorsportveranstaltung der gehobenen Art mit Fahrzeugen aus allen Epochen und Rennserien, die von 180.000 Besuchern zelebriert wird, sonst beschreiben?
Den Streckenrekord hält ein Elektroauto!
Obwohl Goodwood kein „normales“ Rennen ist, wird jedes Jahr der schnellste Fahrer ermittelt. Ein Titel, der 2018 und 2019 an den Franzosen Romain Dumas ging. Die „Verbrenner-Jünger“ müssen jetzt stark sein. Denn Dumas erreichte dies mit dem Volkswagen I.D. R, dem Elektroauto, das auch den Rekord in Pikes Peak hält. 39,9 Sekunden für 1,86 Kilometer mit 9 Kurven. Das ist nicht nur die schnellste Zeit des FOS 2019, sondern auch die absolute Bestzeit seit Bestehen der Veranstaltung.
Goodwood Festival of Speed – Meine Highlights
In Goodwood kommt jeder auf seine Kosten. Allerdings bringt auch jeder seinen persönlichen Geschmack mit zum Festival of Speed. Der Schreiber dieser Zeilen stellt da keine Ausnahme dar. Deshalb sind die folgenden Highlights rein subjektiver Natur. Davon abgesehen besteht die riesige Gefahr, dass ich nicht wirklich alles gesehen habe. Das ist angesichts der Ausmaße des FOS sogar recht wahrscheinlich!
Dass der De Tomaso Pantera zu meinen Traumwagen zählt, habe ich schon öfter in die Tastatur getippt. Das in Goodwood ausgestellte Exemplar sorgte bei mir deshalb natürlich für Begeisterung.
Ein 1989er Porsche 911 als Update-Version? Der Singer DLS rockt alles weg! Klassik-Hardliner mögen da geteilter Meinung sein aber ich finde die Kreation auf „Pro-Touring“-Art fantastisch.
Was ein Dallara Stradale ist? Ein auf 600 Exemplare limitierter Italiener mit etlichen Ford-Komponenten! 855 Kilo, 400 PS, ab 185.000 Euro zu haben.
Engine Swap Extrem: Der Toyota-Ferrari GT4586 machte nicht nur die Drift-Arena unsicher und sorgte für Begeisterung.
Egal, wie viel Mühe man sich gibt: Da fast nonstop Fahrzeuge auf der Strecke unterwegs sind und das Areal riesig ist, verpasst man zwangsläufig etwas. In meinem Falle war es ja auch so, dass ich einen zeitaufwändigen Job zu erledigen hatte und nicht für Champagner und Sonne vor Ort war.
Fazit: Live erleben!
Das Goodwood Festival of Speed ist ein Pflichttermin für Motorsportfans. Dabei ist es egal, welche Rennserie oder Epoche man bevorzugt. In Goodwood wird einem ALLES präsentiert und man kann viele Rennfahrer live und hautnah erleben. Auch Driftstars wie Baggsy und Ken Block jagen mit ihren Boliden die Hillclimb-Strecke hoch, wenn sie nicht gerade die ganz auf Drifting ausgelegte „Arena“ unsicher machen. Allerdings kann man nicht grad mal spontan nach Goodwood fahren, 15 Pfund Eintritt bezahlen und sich Abends ein Hotel suchen.
Alles ist weit im Vorfeld ausgebucht, die Eintrittskarten limitiert und teurer. Sehr viel teurer. Große Teile des Publikums vor Ort wirken eher, als ob sie auf der Pferderennbahn unterwegs wären. Es gibt Getränkestände, an denen Champagner gereicht wird. Alles ist eben etwas anders in Goodwood. Aber man muss es mal selbst erlebt haben! Früh genug mit der Planung beginnen und ein entsprechendes Budget freischaufeln, dann steht eurem persönlichen Goodwood-Wochenende nichts mehr im Wege!
Goodwood Festival of Speed 2019 – Bilder und Fahrzeuge
Datum der Erstveröffentlichung: 28.07.2019