Für den einen oder anderen ist der Begriff „Engine-Swap“ vielleicht nicht so geläufig, aber jeder kann mit den Begriffen „Motortausch“ und „Motorumbau“ etwas anfangen. Vielen ist jedoch nicht bewusst, welchen Rattenschwanz ein „Engine Swap“ hinter sich herziehen kann und in den meisten Fällen auch wird. Wir schaffen Aufklärung!
Kümmern wir uns zunächst um das Fremdwort „Engine-Swap“, dass vielen von euch sicher oft als Hashtag „#engineswap“ begegnet. „Engine“ bedeutet „Motor“ und „Swap“ bedeutet „Tausch“. So einfach ist das, ein Engine Swap ist ein Motortausch. Allerdings ist zu beobachten, dass die meisten als solche angepriesenen Fahrzeuge nicht nur ein gewisses Upgrade erhalten haben, sondern ein gänzlich modellfremder Motor implantiert wurde. Das erhöht natürlich den Schwierigkeitsgrad enorm, worauf wir gleich auch nochmal gesondert eingehen werden.
Wann ist ein Engine Swap ein Engine Swap?
Nehmen wir als Beispiel den Golf III. Kommt dieser mit einem VR6-Motor daher, wird er wahrscheinlich eher selten unter dem Suchbegriff #engineswap auftauchen. Selbst, wenn der Golf ursprünglich mal mit 90 PS vom Band gegangen ist, so wird der Motortausch auf einen VR6 Motor von vielen Szenegängern eher als „Korrektur“ eines „nicht normalen Zustands“ angesehen. Was natürlich nicht heißen soll, dass man einfach einen 1,8l-Motor gegen ein VR6-Triebwerk tauschen kann. Auch hier muss man sich mit sehr vielen Begleitmaßnahmen herumschlagen und natürlich handelt es sich definitiv um einen Motortausch.
Engine Swap: Motorumbau auf Instagram
Sucht man bei Instagram jedoch nach „Engine Swaps“, so sieht man größtenteils Motorumbauten, die einzigartig oder vom Schwierigkeitsgrad her auf einem sehr hohen Level sind. Bleiben wir beim Golf III als Beispiel. Baut man hier einen 1,8T-Motor ein, den es damals noch nicht gab, sind wir schnell im „Swap“-Bereich. Dabei ist es dann auch egal, ob es sich um einen 1,8 Turbo aus dem VW-Regal oder ein aus dem Audi S3 „entwendetes“ Triebwerk handelt. Hier ist die magische Schwelle überschritten, die zwar unsichtbar ist, aber für viele dennoch zu gelten scheint. Ganz krass wird es dann bei den in den Staaten beliebten „LS-Swaps“, bei denen das beliebte Chevy-V8-Triebwerk in alle möglichen Fahrzeuge implantiert wird…. koste es, was es wolle.
Nicht einfach nur tauschen! Der Aufwand beim Motorumbau
Bis auf wenige Ausnahmen ist es quasi nie damit getan, „nur“ den einen Motor aus zu bauen und gegen ein anderes Aggregat zu ersetzen. Es gibt Fahrzeuge, bei denen es zwei verschieden starke Versionen des gleichen Motors gibt. Aber selbst hier müssen oft Anpassungen an der Peripherie vorgenommen werden. Generell fängt es bei einem Motorumbau schon mit dem Getriebe an, das nun nicht mehr passt. Halten die Antriebswellen die (in den meisten Fällen durch den Motortausch wohl deutlich erhöhte) Leistung aus? Und können die Bremsen damit jetzt überhaupt noch umgehen? Wenn neue Bremsen verbaut werden, sind die mit gleichem Lochkreis zu haben? Passt der Radsatz noch?
Alleine das Thema „Bremsanlage“ hätte an der Stelle ein eigenes Kapitel verdient. Dabei bräuchte man sich im Falle der dritten Golf-Generation ums Fahren sowieso erst Sorgen zu machen, wenn man erfolgreich von Gestänge- auf Seilzugschaltung umgebaut hat. Und der Durchmesser der 90-PS-Abgasanlage ist natürlich auch etwas zu gering für den Sechszylinder.
Die Elektronik beim Motortausch
Und wir sind nicht einmal bei der Elektronik angekommen. Bleiben wir bei unserem Beispiel. Ein VR6 bräuchte zum Beispiel einen auf den Sechszylindermotor passenden Tacho. Steuergerät und der gesamte Motorkabelbaum müssen natürlich auch getauscht werden. Das geht bei unserem Beispiel so weit, dass auch Scheinwerfer und andere Peripherie-Bauteile, die man beim Gedanken an einen Motorumbau gar nicht auf dem Zettel hat, plötzlich eine Rolle spielen. Wenn zum Beispiel beim 90-PS-Motor die Zuleitungen für die Scheinwerfer im Motorkabelbaum integriert sind und beim VR6, steht man plötzlich ohne Licht da. Und der größere Doppelkühler hat ein eigenes kleines Steuergerät. Und das alles muss auch noch in der Zentralelektrik verklemmt werden. Eine Zusatzwasserpumpe kommt da auch noch dazu. Und die Leistung der Benzinpumpe reicht natürlich auch nicht mehr aus.
An der Stelle machen wir einen Cut. Die To-Do-Liste, die sich aus diesem Text ableiten lässt, umfasst noch viele mehr. Und wir haben hier „nur“ einen Motorumbau auf ein bei diesem Fahrzeugmodell verfügbaren Motor behandelt. Es geht noch viel krasser…
Die Königsdisziplin des Engine Swaps
Das große Thema „Motorumbau und TÜV“ sorgt hierzulande für gewisse Einschränkungen, was das Zelebrieren von Motorumbauten angeht. Unser Beispiel mit dem Golf III wäre so noch machbar, wenn das Ganze fachgerecht umgesetzt wird. Verschlechtert man beim Motortausch jedoch das Abgasverhalten, hat man schlechte Karten. Dies spielt auch eine Rolle, wenn man den besagten Golf III zum Beispiel nicht nur auf VR6 umbauen, sondern das Triebwerk auch noch zu einem VR6-Turbo aufrüsten möchte. Abgasgutachten sind dabei kostspielig und deren Ergebnis oft ungewiss. Oft sind extreme Engine Swaps deshalb bei Motorsport-Boliden oder Showfahrzeugen zu bestaunen, die nicht am Straßenverkehr teilnehmen.
Engine Swaps in den USA
Wagt man den Blick über den großen Teich, sieht die Sache dort schon wieder ganz anders aus. In den Staaten wird geswappt, dass die Garage bebt. Nichts scheint heilig. Da werden Tesla-Antriebe in Porsche verfrachtet und Chevy-V8-Blöcke in Japan-Importe gehievt. Wobei das „LS-Swapping“ quasi schon ein Sport für sich ist. Die vergleichsweise kompakten V8-Triebwerke von General Motors sind robust und günstig. Und sie werden von den Amis in alles eingebaut, was nicht bei drei aus der Halle gerollt ist.
Hier geht der Aufwand dann über unser Golf-III-Beispiel hinaus. Wenn zum Beispiel Aufhängungen nicht passen, der Antrieb aus dem Motorraum herausragt oder eigentlich ganz woanders im Fahrzeug eingebaut werden möchte. Die Ergebnisse solcher Motorumbauten reichen von „gerade so fahrbar“ bis zur Königsklasse des Schraubens. Eindrucksvoll sind sie jedoch immer. Denn selbst der „harmloseste“ Engine Swap bedarf einer ordentlichen Portion Mut und viel handwerklichem Geschick und noch mehr Erfahrung.
Motorumbau, Engine Swap, Motortausch: Wie man das Kind auch nennen mag, es dreht sich dabei immer um ein Fahrzeug, in das ein ihm fremder Motor implantiert wurde. Wir hoffen, dass unser Artikel dazu beiträgt, dass ihr das nächste Triebwerks-Upgrade, dass euch begegnet, mit einer extra Portion Ehrfurcht wahrnehmt. Denn Arbeit und Aufwand steckt immer dahinter. Ob man nun einem Kompaktwagen den größten in seiner Klasse verfügbaren Motor einbaut oder einen Japanboliden mit einem GM-V8 „entweiht“: Ohne Blut, Schweiß und Tränen ist kein Engine Swap möglich!
Auf Autotuning.de haben wir übrigens auch einige Artikel zu Fahrzeugen mit Engine Swap:
Datum der Erstveröffentlichung: 16.08.2020