Wie die amerikanische Website businessinsider.com berichtet, ist der Absatz von Volkswagen in den USA drastisch zurückgegangen. Um ganze 22% ist er gesunken und das alleine im Monat Juni. Der zweitgrößte Autohersteller der Welt musste damit schon zum vierten Mal in einem halben Jahr einen Rückgang im zweistelligen Prozentbereich hinnehmen.
Der Markt in den USA ist einer der wichtigsten für Volkswagen. Umso größer ist also der Verlust für VW. Dem Artikel zufolge gibt es 4 Hauptgründe für die sinkende Nachfrage in den USA.
Hohe Anschaffungspreise
„VW’s role is to build mainstream, mass-market transportation while its luxury-oriented siblings like Audi and Bentley build higher priced, fancier models.“
Volkswagen soll also den Massenmarkt bedienen. Konzerntöchter wie Audi und Bentley zielen auf die entsprechend höheren Preisklassen ab. Doch genau da liegt das Problem. Weil es eine europäische Marke ist und sowohl Technik als auch Ausstattung immer näher an die luxuriöseren Konzerntöchter heranrücken, beginnen die Amerikaner VW als Luxusmarke zu sehen.
Hinzu kommt der verhältnismäßig hohe Preis. Während die Mittelklasselimousine Honda Accord dort im Schnitt für 25.200$ verkauft wird, beträgt der durchschnittliche Kaufpreis für einen Passat als Limousine 27.300$ in Amerika. Neben dem höheren Basispreis liegt das auch an der Erwartungshaltung. Weil VW nicht mehr als Marke für den Massenmarkt gesehen wird, sind Käufer, die sich für VW entscheiden dann auch eher bereit in Extras zu investieren. Dadurch wird das Luxusimage in den USA zusätzlich geprägt.
Fehlender Compact Crossover
Volkswagen bietet mit dem VW Tiguan zwar einen Crossover SUV an, doch Alec Gutierrez, ein Marktanalytiker von „Kelley Blue Book“, sagt dazu folgendes:
„While VW’s Tiguan compact crossover is a fairly competent car, it is not nearly as affordable or fuel-efficient as segment leaders like the Honda CR-V and Toyota RAV4. „.
Ihm zufolge ist der Tiguan zwar ein sehr gutes Auto aber nicht annähernd so preiswert und sparsam wie die Spitzenreiter des Segments, Honda CR-V und Toyota RAV4. Die entsprechenden Verkaufszahlen für die erste Jahreshälfte von 2014 belegen es. Während 155.000 Stück vom Honda CRV und immer noch 117.000 Toyota RAV4 ausgeliefert wurden, verkaufte sich der Tiguan lediglich 13.000 Mal. Im Hinblick darauf, dass dieses Segment mit 12,9% Wachstum, das am stärksten zunehmende im amerikanischen Automobilmarkt überhaupt ist, wirkt sich das verheerend aus.
Qualitätsprobleme in der Vergangenheit
„For much of the past decade, Volkswagen has been plagued with powertrain reliability issues in the high-volume four- and five-cylinder engines that power Passat, Jettas, and other VW products, according to Consumer Reports.“
Was übersetzt so viel bedeutet wie: „Für einen Großteil des letzten Jahrzehnts, war Volkswagen von Problemen mit der Zuverlässigkeit der Antriebsstränge ihrer hubraumstarken Motoren, welche Passat, Bora und andere VW’s antreiben, geplagt, wie aus Kundenberichten hervorging.“
Volkswagen hat seit dem auch viel gegen die Qualitätsprobleme unternommen. Doch Kunden für die es auch bei preiswerten Autos auf die Zuverlässigkeit ankommt, sind immer noch verunsichert.
Wachsende Konkurrenz am Markt
Früher mussten sich die Massenmarktprodukte von Volkswagen in Amerika hauptsächlich gegen die großen japanischen Produzenten und wenige heimische Marken durchsetzen. Das hat sich in letzter Zeit geändert wie im Artikel gesagt wird:
„Not only are the Japanese brands still riding high; Volkswagen must now also compete with Hyundai and Kia from Korea, and a major resurgence from Detroit’s Big 3.“
„Nicht nur die japanischen Marken finden immer noch starken Absatz. Volkswagen muss sich jetzt auch noch mit Hyundai und Kia aus Korea, sowie den wiederauferstehenden Detroit’s Big 3 (Ford, GM, Chrysler) messen.“
Hinzukommt, dass in den USA insgesamt immer weniger Autos verkauft werden.
Wie Volkswagen wieder stärker am amerikanischen Markt teilhaben kann
Eine Möglichkeit dazu sieht Gutierrez darin, das Image, das die Amerikaner nun von VW haben einfach anzunehmen. Doch dabei besteht ebenfalls ein Risiko. Gutierrez:
„This may be difficult and risky for Volkswagen, because moving into a higher price point could potentially cannibalize sales of Audi’s A3 and A4 models, which sell for between $35,000 and $45,000.“
Dem Vorstoß in ein höheres Preissegment könnten also die Verkäufe von den konzerneigenen Audimodellen A3 und A4 zum Opfer fallen, da deren Preisbereich mit 35.000-45.000$ nicht viel höher liegt, als der vieler VW’s. Außerdem würde dieses Vorgehen, dem ansonsten weltweit erfolgreich etablierten Image eines der größten Hersteller von Fahrzeugen für den Massenmarkt widersprechen.
In Anbetracht dessen, dass andere deutsche Automobilhersteller wachsende Erfolge in den USA verzeichnen, ist also davon auszugehen, dass VW etwas gegen diesen Umstand unternehmen wird. Wie VW auf den sinkenden Absatz in Amerika reagieren möchte, kann allerdings noch nicht vorausgesagt werden.
Bilder: Volkswagen AG, Audi AG, Honda
Datum der Erstveröffentlichung: 18.07.2014